Definition Mittelstufe
Nach unserer Definition beginnt die Mittelstufe nach zwei bis drei Jahren Anfangsunterricht und dauert rund vier Jahre. Sie wurde in drei Teile unterteilt, nämlich M1, M2 und M3. Die Definition wurde nach einer vergleichenden Analyse von verschiedenen Lehrplänen und Prüfungssystemen entwickelt.*
MUSIKLEHRE
Tonart/Tonleitern
Ausgangspunkt: Tonleitern in einfachen Tonarten sind bekannt – mindestens ein # und ein b.
Lernziele:
M1: Weitere Tonarten in Dur und Moll (harmonische und melodische Tonleitern) und ihre Dreiklänge sowie chromatische Tonleitern kennen lernen. M2/3: Kompletten Quintenzirkel sowie verschiedene Vierklänge (Verminderte- und Dominantseptakkorde) kennen lernen.
Taktarten
Ausgangspunkt: Grundtaktarten sind bekannt – mindestens 2/4, 3/4, 4/4 und 6/8.
Lernziele:
M1/2/3: Komplexere Taktarten (auch 5/8, 7/8) und Taktwechsel kennen lernen.
Notenlesefähigkeit
Ausgangspunkt: Die Noten im Violinschlüssel können benannt werden.
Lernziel:
M1/2: Mindestens alle Noten innerhalb des Flötenspektrums fließend lesen können, evtl. auch Bassschlüssel.
Vortragsbezeichnungen
Ausgangspunkt: Die gebräuchlichsten Vortragsbezeichnungen sind bekannt.
Lernziel:
M1/2/3: Weitere Vortragsbezeichnungen anhand der erarbeiteten Instrumentalunterrichtsstücke kennen lernen.
Notenwerte
Ausgangspunkt: Ganze, Halbe, Viertel, Achtel, Sechzehntel und entsprechende Pausen sind bekannt. Punktierung zumindest bei Halben, Vierteln und Achteln bekannt. Achteltriolen sind bekannt.
Lernziele:
M1: Den flüssigen Umgang mit bekannten Notenwerten weiterentwickeln. M2/3: Die Fähigkeit, den Schlag sicher zu unterteilen (z.B. Triolen, Duolen, Sextolen, 32tel) erlernen.
Gehörbildung
Ausgangspunkt: Rhythmische und melodische Fragmente können nachgesungen/-geklatscht und begrenzt nachgespielt werden. Grundlegende Fähigkeiten im Erhören von Dynamik, Tempo oder Artikulation sind vorhanden.
Lernziele:
M1/2/3: Rhythmische und melodische Fragmente zunehmend nachspielen können.
M1: Dur und Moll, Intervalle (grob) sowie Konsonanzen und Dissonanzen hören und erkennen lernen. M2: Feinbestimmung der Intervalle, erweitertes Gehör für musikalische Gestaltung entwickeln. M3: Kadenzen hörend identifizieren können.
Formenlehre
Ausgangspunkt: Grundlegende Kenntnisse der Formenlehre (z.B. ABA Form).
Lernziele:
M1: Einfachen formalen Aufbau kennen lernen (z.B. vier oder achttaktige Phrasierung). M2: Weitere musikalische Formen kennen lernen. M3: Einfache Formen selbst identifizieren können.
Harmonielehre
Ausgangspunkt: Geschriebene Intervalle grob bestimmen können.
Lernziele:
M1: Grobbestimmung der Intervalle bis zur Oktave. M2: Feinbestimmung der Intervalle bis zur Oktave; Dreiklänge und deren Umkehrungen in der Literatur identifizieren können. M3: Kadenzen erkennen können; Dreiklänge in Dur, Moll, vermindert und übermäßig notieren und bestimmen.
Instrumentalkunde
Ausgangspunkt: Bisher lag der Fokus auf dem Wissen über das eigene Instrument.
Lernziel:
M2/3: Eine breitere Kenntnis über das Orchester bzw. Blasorchester erlangen.

Rhythmus (Praktisch)
a) Pulsgefühl
Ausgangspunkt: Ein Pulsgefühl ist vorhanden.
Lernziele:
M1/2: Das Pulsgefühl stabilisieren. M3: Ein flexibles Pulsgefühl entwickeln.

b) Rhythmische Figuren
Ausgangspunkt: Synkopen sowie (evtl.) Swing sind bekannt.
Lernziele:
M1/2: Synkopen werden vertieft und schwere Kombinationen eingeführt. M2/3: Der Siciliano-Rhythmus und schwere Kombinationen wie zwei gegen drei werden erlernt.
M1/2/3: Metrisch freies Spiel kennen lernen und vertiefen.
M1/2/3: Weitere Jazzrhythmen kennen lernen.
Epoche/Stil
Ausgangspunkt: Musikalische und stilistische Grundkenntnisse sind vorhanden.
Lernziele:
M1/2/3: Stücke in allen Stilen, um Stilsicherheit zu erwerben. Neue Spieltechniken werden eingeführt.
Dauer
Ausgangspunkt: Stücke sind mindestens 0’30 und max. 1’30 lang.
Lernziel:
M3: Solostücke (mit oder ohne Klavierbegleitung) mit einer Länge von 3’ spielen können.


FLÖTISTISCHE LERNZIELE
Haltung/Körperwahrnehmung
Ausgangspunkt: Die Flöte kann bequem und balanciert mit der nötigen Hand- und Armposition gehalten werden.
Lernziele:
M1/2: Optimierung der Körperhaltung. M3: Vertieftes Bewusstsein für die Beziehung Körper – Flöte erwerben.
Atem
a) Atemstütze
Ausgangspunkt: Die Basis für einen Aufbau der Atemstütze wurde gelegt.
Lernziele:
M1/2/3: Die Atemstütze wird kontinuierlich weiterentwickelt.
M1: Fokus auf Körperwahrnehmung. M2: Da der Ton sich flexibler entwickelt, liegt hier der Fokus auf dem Zusammenhang zwischen Luftführung, Ansatz und klanglichem Ergebnis. M3: Fokus auf bewusste Stütze sowie Beteiligung des gesamten Körpers am Flötenspiel.

b) Luftführung und Atemeinteilung
Ausgangspunkt: - Grundkenntnisse und Erfahrung mit der Atemstütze und -kontrolle sind vorhanden.
- Grundsätzlich können 2 Takte in mittlerem Tempo in einem Atem gespielt werden.
Lernziele:
M1/2/3:
- Erfahrung mit der Luftgeschwindigkeit in allen Lagen sowie dem Zusammenhang zwischen Luft, Luftdruck und Klang sammeln.
M2/3:
- Atemeinteilung über längere Strecken.
- Erlernen und Anwenden von verschiedenen Einatemtechniken
Ton
a) Tonbildung/Klangvorstellung/Klangfarben
Ausgangspunkt: - Grundkenntnisse und Erfahrung in Tonproduktion sind vorhanden.
- Sicherheit und etwas Flexibilität beim Lagenwechsel zwischen der 1. und 2. Lage ist vorhanden (mit Ausnahme der extremen Tiefe).
Lernziele:
M1/2/3:
- Tonvorstellung weiterentwickeln.
- Einen klaren, gleichmäßigen Klang im Hinblick auf Ausgeglichenheit und sich entwickelnde klangliche Flexibilität
durch alle Lagen anstreben.
M2/3:
- Sicheres Spiel sowohl in der dritten Lage als auch der extremen Tiefe fördern.
- Möglichkeiten zur Klangfarbenänderung einführen.

b) Tonumfang
Ausgangspunkt: Mindestens alle Töne zwischen d1 und d3 sind bekannt.
Lernziele:
M1/2/3: Tonumfang von c1 bis c4 erweitern.

c) Sprünge/Registerwechsel
Ausgangspunkt: Sprünge innerhalb einer Quinte in der ersten und zweiten Lage sind gängig. Größere Intervalle im eher langsamen Tempo oder gestoßen.
Lernziele:
M1/2/3:
- Immer größere Sprünge gestoßen und im Legato erarbeiten.
- Einen schnellen und weichen Registerwechsel auch über mehrere Lagen erzielen.

d) Vibrato
Ausgangspunkt: Fokus wurde bisher auf einen klaren gleichmäßigen Ton gelegt.
Lernziele:
M2: Vibrato kennen lernen M3: Vibrato verfeinern
Artikulation
Ausgangspunkt: Grundartikulationsformen (Stoßen und Binden) sind geläufig.
Lernziele:
M1:
Weitere Artikulationsformen (z.B. Kombinationen von Binden/Stoßen) werden erarbeitet.
M2/3:
- Einen sicheren und fließenden Umgang mit diesen Kombinationen in verschiedenen Lagen und schnelleren Tempi anstreben.
- Zusammenhang zwischen Luftführung, Zunge und Fingerkoordination entwickeln, um die Schnelligkeit und Leichtigkeit des einfachen Stoßes zu verbessern.
M3:
- Erarbeiten von Artikulationen in barocken Sätzen. - Doppelzunge einführen.
Geläufigkeit
Ausgangspunkt: Grundlegende Fingerkoordination/Grifftechnik ist vorhanden. Passagen in einfachen Tonarten bei mittlerem Tempo können fließend gespielt werden.
Lernziele:
M1/2/3:
- Weiterentwicklung der Grifftechnik durch eine stetige Tempoerhöhung sowie die Einführung von komplizierteren Passagen (sprunghaft oder mit vielen Vorzeichen).
- Unabhängigkeit der Finger und Beherrschung der Feinmotorik anstreben.
Intonation
Ausgangspunkt: Ein Bewusstsein für Intonation wurde entwickelt. Erste Erfahrungen mit Tonhöhenunterschieden wurden gesammelt.
Lernziele:
M1/2/3:
- Weiterentwicklung des „Inneren Ohres“.
- Intonieren beim Ensemblespiel erarbeiten.
M2/3:
- Ein Bewusstsein für sichere Intonation auch in verschiedenen Dynamikstufen einführen.
- Das Instrument selbst einstimmen können.


MUSIKALISCHE GESTALTUNG
Ausdruck/Charakter
Ausgangspunkt: Erste Erfahrungen mit musikalischen Grundcharakteren sind gesammelt.
Lernziele:
M1/2/3:
- Erkennen von musikalischen Stimmungen fördern.
- Mittel zum ausdrucksvollen Spielen kennen lernen und entwickeln.
Agogik
Ausgangspunkt: Rallentando und a Tempo sind bekannt und können angewendet werden.
Lernziele:
M1/2/3:
- Weitere Agogik-Begriffe werden kennen gelernt und vertieft, vor allem accelerando.
- Flexibles Pulsgefühl erarbeiten.
Dynamik
Ausgangspunkt: Grundlegende dynamische Bezeichnungen sind bekannt, zumindest forte, piano, crescendo, decrescendo.
Lernziele:
M1/2/3: Die dynamische Differenzierung weiter entwickeln, damit alle Stufen von pp – ff in angemessenen Lagen angewendet werden können.
M2/3: Die Fähigkeit zum kontrollierten crescendo und decrescendo erarbeiten.
Phrasierung
Ausgangspunkt: Ein Gefühl für einfache Phrasierung und Atemkontrolle ist erworben.
Lernziele:
M1/2/3: Arbeit am Aufbau von Spannungsbögen und dem Erkennen von musikalischen Zusammenhängen.
M2/3: Stücke mit undeutlicher Phrasierung oder längeren Phrasen einführen.
Ornamentik
Ausgangspunkt: Einfache Verzierungen (z.B. Triller, kurze Vorschläge) eventuell bekannt.
Lernziele:
M1: Einfache Verzierungen (z.B. Praller, Triller ohne Vor- und Nachschläge sowie kurze Vorschläge) einführen und/oder vertiefen. M2: Einfache und komplexere Verzierungen verschiedener Epochen (vor allem des Barock) einführen und weiterentwickeln. M3:
- Weitere Verzierungen sowie deren elegante Anwendung erlernen.
- Verzierung eines langsamen Satzes aus dem Barock.
M1/2/3: Einen charaktervollen Umgang mit moderneren Verzierungen erarbeiten.
Artikulation als Ausdrucksmittel
Ausgangspunkt: Verschiedene Artikulationsbezeichnungen sind bereits bekannt, zumindest Akzente, Tenuto (Portato) und Staccato.
Lernziele:
M1/2/3: Weitere Artikulationsbezeichnungen (inkl. jazzspezifische) vorstellen und erarbeiten.
M2/3: Ein charaktervoller Umgang mit den verschiedenen Formen wird erzielt, inkl. Feinheiten wie weicher oder harter Stoß.


MUSIZIEREN
Zusammenspiel
Ausgangspunkt: Erste Erfahrungen im Ensemblespiel (im Orchester, mit Klavier, im Ensemble) wurden gesammelt.
Lernziele:
M1/2/3:
- Zusammenspiel mit Gleichaltrigen bildet einen unverzichtbaren Teil des Instrumentalunterrichts.
- Nach und nach die Wahrnehmungsfähigkeit für die eigene Stimme sowie Anpassungsfähigkeit im Ensemble entwickeln.
Blattspiel
Ausgangspunkt: Blattspiel wurde schon geübt.
Lernziele:
M1/2/3:
- Kontinuierlicher Aufbau der Fähigkeit, rhythmische und melodische Muster zu erkennen.
Improvisation
Ausgangspunkt: erste Erfahrungen in Improvisation wurden gesammelt.
Lernziele:
M1/2/3:
- Weitere Erfahrungen mit Improvisation sammeln (melodisch, rhythmisch, harmonisch, geräuschartig)
- Jazzimprovisation wird eingeführt.
Auswendigspiel
Ausgangspunkt: Auswendigspiel wurde gefördert, war aber kein Lernziel.
Lernziel:
M1/2/3: Auswendigspiel fordern.
Auftrittstechnik
Ausgangspunkt: Erste Erfahrungen in Vorspiel und Auftreten wurden gemacht.
Lernziele:
M1/2/3:
- Durch weitere Vorspiele ein selbstbewusstes Auftreten üben.
- Auftrittstechniken und positiven Umgang mit Nervosität erlernen.


*Für die Analyse benutzte Lehrpläne und Prüfungssysteme
1: Verband der deutschen Musikschulen - Lehrplan Querflöte (Bosse Verlag 2011)
2: Instrumentalprüfungen des Bayerischen Blasmusikverbandes – D1 und D2 Prüfungen
3: Associated Board of the Royal Schools of Music - Grades 2 und 5 – Prüfungsedition ABRSM 2008-2013)
4: New Zealand Music Examination Board – Prüfungskriterien Level 2